Warum überall neue Parks entstehen – und ob das für den Sport Fluch oder Segen ist.
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report
Europa erlebt einen wahren Bikepark-Boom.
Von Norwegen bis Italien schießen neue Anlagen aus dem Boden, jede Gemeinde will ein Stück vom Outdoor-Kuchen abhaben.
Doch während die Bagger graben und die Lifte rollen, stellt sich eine Frage:
Brauchen wir wirklich noch mehr Parks – oder verlieren wir gerade das, was den Sport ausmacht?
Der Boom in Zahlen
Seit 2020 sind europaweit über 120 neue Bikeparks oder Trail-Zentren entstanden – die meisten in Österreich, Frankreich, Italien und Skandinavien.
Allein Tirol zählt mittlerweile mehr als 40 offizielle Anlagen.
Deutschland zieht langsam nach: neue Parks in Thüringen, Bayern, NRW, Schwarzwald und der Eifel.
Tourismusämter sehen Mountainbiken als sichere Wette – im Sommer, wenn die Skilifte sonst stillstehen.
Und es funktioniert:
Der Bike-Tourismus in Europa wächst jährlich um rund 8–10 %.
Doch Wachstum hat Grenzen – spätestens, wenn jede Region versucht, das gleiche Erlebnis zu verkaufen.
Der wirtschaftliche Druck
Ein moderner Bikepark kostet zwischen 1,5 und 5 Millionen Euro.
Viele Gemeinden finanzieren mit Fördergeldern, private Betreiber mit Krediten und Sponsoren.
Doch nach der Euphorie kommt oft die Ernüchterung: Wartung, Versicherung und Personal fressen die Gewinne.
Einige kleinere Parks in Deutschland und der Schweiz mussten 2024 bereits wieder schließen.
Der Grund: zu wenig Gäste, zu hohe Erwartung.
Denn wer einmal Sölden oder Leogang gefahren ist, will nicht mehr für eine Handvoll Schotterkurven zahlen.
Der Kampf um das Alleinstellungsmerkmal
Die erfolgreichsten Parks sind heute keine Freizeitparks, sondern Erlebnisräume.
Sie kombinieren Flow-Lines mit Natur, Kultur und Gastronomie.
Trysil in Norwegen oder Petzen in Kärnten zeigen, wie es geht: weniger Massenbetrieb, mehr Authentizität.
Dort zählt Qualität statt Quantität – und das zieht genau jene Biker an, die bleiben und wiederkommen.
Überangebot und Übersättigung
Viele neue Projekte wirken wie Kopien: gleiche Kurven, gleiche Sprünge, gleiche Social-Media-Ästhetik.
Das führt zu einem paradoxen Effekt – trotz mehr Parks wird der Sport nicht automatisch größer.
Denn wer immer nur nachbaut, inspiriert niemanden.
Der wahre Kern des Mountainbikens liegt nicht im Lift, sondern im Erlebnis.
Und das entsteht nicht durch Beton, sondern durch Emotion.
Nachhaltigkeit – der blinde Fleck
Ein Bikepark ist kein Naturschutzprojekt.
Bodenversiegelung, Rodungen und touristischer Verkehr belasten sensible Gebiete.
Viele Betreiber bemühen sich um ökologische Konzepte, doch der CO₂-Fußabdruck bleibt erheblich.
Wenn wir ehrlich sind: Der Trailbau ist Handwerk – aber selten umweltneutral.
Die Zukunft liegt in kleineren, nachhaltigen Projekten mit lokaler Pflege statt in Großanlagen mit Massentourismus.
Europa steht am Scheideweg.
Der Bikepark-Boom ist ein Zeichen der Begeisterung – aber auch der Orientierungslosigkeit.
Nicht jeder Berg braucht einen Lift.
Und nicht jeder Trail muss monetarisiert werden.
Wachstum ist gut.
Aber Charakter ist besser.
Wer den Sport liebt, baut weniger Parks – und mehr Seele.
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