Zwischen pinken Marketingkampagnen, echten Vorbildern und der Frage, was Gleichberechtigung auf dem Trail wirklich bedeutet.
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report


Noch vor wenigen Jahren war die MTB-Szene eine Männerdomäne.
Heute ist sie bunter, lauter und weiblicher – zumindest auf den Social-Media-Feeds.
Frauen fahren Worldcups, leiten Workshops, gründen Bikeparks.
Doch hinter den Hashtags und Hochglanzfotos bleibt die Frage:
Ist das Gleichberechtigung – oder nur gutes Marketing?


Von der Ausnahme zur Zielgruppe

Lange waren Frauen im Mountainbiken die Ausnahme.
Hersteller bauten „Damenmodelle“, die meist nur kleinere Rahmen und pinke Akzente hatten.
Doch die Szene hat sich verändert.
Immer mehr Fahrerinnen definieren den Sport neu – technisch stark, selbstbewusst und ohne Klischees.
Gleichzeitig entdecken Marken das Potenzial: Frauen kaufen Bikes, fahren Rennen, beeinflussen Trends.

Aber: Der Markt verkauft oft noch Emotion statt Ehrlichkeit.
„Ride like a Girl“ klingt inspirierend, bleibt aber eine Schublade.


Das Problem mit der Vermarktung

Viele Kampagnen feiern Diversität, während die Produktpalette dahinter gleich bleibt.
Frauenteams existieren, solange sie Klicks bringen.
Workshops für Einsteigerinnen werden gesponsert – aber im Profibereich bleibt die Lücke.
Noch immer verdienen männliche Athleten im Schnitt 30–40 % mehr Preisgeld.

Und während Influencerinnen für Reichweite sorgen, kämpfen viele Mechanikerinnen, Guides oder Rennfahrerinnen im Hintergrund um Anerkennung.


Die echten Vorbilder

Zum Glück gibt es sie: Fahrerinnen, die nicht für Likes, sondern für Leidenschaft stehen.
Anne-Caroline Chausson, Tahnee Seagrave, Vali Höll, Nina Hoffmann – sie fahren nicht „trotz“ ihres Geschlechts, sondern wegen ihrer Haltung ganz vorne mit.
Sie sind keine Frauen, die Biken.
Sie sind Biker, Punkt.

Auch im Hobbybereich wächst die Zahl an Frauen, die Trails pflegen, Communities gründen oder Touren leiten.
Das verändert die Szene mehr als jede Kampagne.


Woran es noch fehlt

  • Faire Sponsoring-Verträge – nicht basierend auf Reichweite, sondern Leistung.
  • Sichtbarkeit in Medien & Tests.
  • Inklusive Trail-Kultur, die Frauen ernst nimmt statt sie „einzuladen“.
  • Mentoring-Programme, um mehr weibliche Guides, Mechanikerinnen und Rennfahrerinnen zu fördern.

Solange Frauen im MTB noch als „Thema“ gelten, sind wir noch nicht angekommen.


Frauen im MTB sind kein Trend – sie sind die Zukunft.
Aber nur, wenn die Szene aufhört, sie als Marketingzielgruppe zu behandeln, und beginnt, sie als gleichwertige Rider zu sehen.
Echte Gleichberechtigung bedeutet: Niemand muss mehr darüber reden.

Wenn das passiert, ist der Wandel vollzogen – und nicht verkauft.


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