Rocky Mountain Bicycles – für viele Mountainbiker ein Inbegriff von Qualität, Innovation und kanadischem Outdoor-Spirit – musste Ende 2024 ein Restrukturierungsverfahren einleiten, um einer Insolvenz zu entgehen. Die Marke steht nicht allein: Der Fahrradmarkt hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert, und wer heute ein Bike verkaufen will, fährt in einem ganz anderen Rennen als noch vor fünf Jahren.
Vom Boom in die Bremszone
Die Pandemie löste einen nie dagewesenen Fahrradboom aus. E-Bikes, und ganz besonders eMTBs, wurden zum Statussymbol und Freizeitgerät zugleich. Wer damals ein Rad wollte, nahm oft das, was gerade lieferbar war – und zahlte dafür Rekordpreise. Für Hersteller war das wie ein Dauer-Flowtrail bergab: alles lief wie von selbst.
Doch das war nur eine Momentaufnahme. Heute zeigt sich: Viele dieser Käufer behalten ihr Bike fünf, sechs oder sogar sieben Jahre. Die „Power-User“, die regelmäßig tauschen oder aufrüsten, sind in der Minderheit. Die große Masse ist erst einmal versorgt. Das heißt nicht, dass der E-Bike-Boom vorbei ist – es bedeutet nur, dass wir jetzt in einer Normalität angekommen sind. Der Markt ist nicht tot, er ist einfach gesättigt.
Marktverdrängung – die unsichtbare Abfahrt
In dieser neuen Realität kämpfen Hersteller nicht nur um Kunden, sondern um Sichtbarkeit. Immer mehr große Massenanbieter haben gelernt, die Nachteile ihrer Produkte geschickt zu kaschieren – sei es mit aufwendigem Marketing, trendigen Namen oder beeindruckenden Preis-Leistungs-Versprechen, die bei genauerem Hinsehen oft Lücken offenbaren.
Für Einsteiger ist das eine echte Herausforderung: Auf den ersten Blick sehen viele Modelle ähnlich aus. Ob die Komponenten taugen, das Fahrwerk vernünftig arbeitet oder die Geometrie zum eigenen Fahrstil passt, ist schwer zu erkennen – besonders, wenn Hochglanzbilder und Werbeslogans alles wie „High-End“ aussehen lassen.
Der harte Wettbewerb
Während Direktversender und große Ketten mit aggressiven Preisen in den Markt drängen, stehen Traditionsmarken wie Rocky Mountain unter doppeltem Druck:
- Zu teuer für den preissensiblen Massenmarkt.
- Zu wenig auffällig in einer Premium-Nische, die mittlerweile voll ist.
Das Ergebnis ist ein Verdrängungswettbewerb, bei dem selbst etablierte Namen ins Straucheln geraten.
💡 Infobox: Marketingfallen im Fahrradmarkt
- Fette Aufkleber, magerer Inhalt
Große „RockShox“ oder „Shimano“-Schriftzüge sehen nach Top-Komponenten aus – oft sind es aber abgespeckte Einsteigervarianten. - Fahrwerk vom Feinsten? Nicht ganz
Auch wenn es „Luftfederung“ heißt, kann der Einstellbereich stark eingeschränkt sein. Für sportliche Fahrer schnell ein Limit. - Leicht wie eine Feder?
Hersteller geben oft das Gewicht in der kleinsten Rahmengröße ohne Pedale an – in der Praxis sind viele Bikes deutlich schwerer. - Motor-Power nur auf dem Papier
Spitzenwerte in Newtonmetern sagen nichts über Dauerleistung oder Akku-Management aus. - Listenpreis-Trick
Hoher UVP, dann „Mega-Rabatt“ – oft nur ein Marketing-Move, um ein vermeintliches Schnäppchen zu erzeugen.
Was Einsteiger jetzt wissen sollten
- Nicht vom Marketing blenden lassen – Daten, Tests und Probefahrten zählen mehr als Hochglanzbilder.
- Ehrlich zum eigenen Bedarf sein – Wer nur gelegentlich fährt, muss nicht das teuerste Race-Bike kaufen.
- Auf die Langfristkosten achten – Ersatzteile, Service und Akkuwechsel beim E-Bike können ins Geld gehen.
- Marke ist nicht alles – Auch kleinere Hersteller oder Direktmarken können sehr gute Bikes bauen.
Der Fall Rocky Mountain ist mehr als eine Firmenstory – er ist ein Spiegel für den gesamten Markt. Nach Jahren des Überflusses und der schnellen Verkäufe sind wir in einer Phase, in der nur noch die Hersteller überleben, die sich an die neue Realität anpassen. Für Käufer bedeutet das: Informieren, vergleichen, kritisch bleiben.
Denn auf dem heutigen Fahrradmarkt gilt wie auf einem anspruchsvollen Trail: Die richtige Linie entscheidet, ob man sicher ins Ziel kommt oder unsanft im Geröll landet.
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