Warum der Boom gebrauchter Bikes ein Sicherheitsrisiko wird – und wie du dich vor Betrug schützt.
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report


Was früher der Kleinanzeigen-Markt war, ist heute ein Milliarden-Business: der Online-Verkauf gebrauchter Bikes.
E-MTBs für 6.000 €, Downhiller für 2.000 €, Carbonrahmen aus Fernost für 800 €.
Doch zwischen ehrlichen Verkäufern und echten Schnäppchen lauert eine neue Gefahr: Fakes, Diebstähle und Betrug im großen Stil.
2025 ist der Gebrauchtmarkt nicht mehr nur eine Chance – er ist ein Risiko.


Der Boom der Schnäppchenjäger

Die Inflation drückt, Neupreise steigen – also zieht der Gebrauchtmarkt an.
Plattformen wie Kleinanzeigen, BikeExchange oder Pinkbike boomen, ebenso Facebook-Gruppen und Telegram-Kanäle.
Viele Bikes wechseln ohne Rechnung oder Kaufbeleg den Besitzer.
Was für Käufer verlockend klingt, ist für Betrüger das Paradies: gestohlene Räder, gefälschte Seriennummern, kopierte Rahmendesigns.


China-Rahmen & Copycats

Parallel dazu überschwemmen Billig-Anbieter den Markt mit gefälschten Carbonrahmen.
Sie tragen Namen wie “Santa Cruz CC” oder “YT Uncaged”, sehen täuschend echt aus – und brechen im schlimmsten Fall beim ersten Drop.
Diese Fakes kommen meist aus anonymen Fernost-Shops oder von dubiosen eBay-Verkäufern.
Es gibt keine Prüfzeichen, keine Gewährleistung – und keinerlei Garantie.

Einige dieser Rahmen stammen sogar aus Produktionsausschuss-Serien echter Fabriken, die illegal weiterverkauft werden.
Das bedeutet: originaler Look, aber ohne Qualitätskontrolle.


Gestohlene Bikes im Umlauf

Ein weiteres Problem: organisierter Fahrraddiebstahl.
Professionelle Banden exportieren Räder ins Ausland – oder verkaufen sie direkt online unter falschem Namen.
Manche Bikes tauchen in ganz anderen Ländern wieder auf.
Selbst Seriennummern helfen oft wenig, weil sie manipuliert oder gefräst wurden.

Versicherungen schlagen Alarm: 2025 wurden in Deutschland über 430.000 Räder als gestohlen gemeldet – Tendenz steigend.
Nur ein Bruchteil taucht wieder auf.


Der Käufer zwischen Risiko und Verantwortung

Viele Käufer drücken beide Augen zu, wenn der Preis stimmt.
„Wird schon passen“, heißt es oft.
Doch wer ein gestohlenes Bike kauft, macht sich mitschuldig – juristisch und moralisch.
Selbst bei Unwissen droht der Verlust des Bikes, wenn die Polizei es identifiziert.
Der Gebrauchtkauf ist kein Glücksspiel – es ist Sorgfaltspflicht.


Woran du Fakes erkennst

  • Kein Kaufbeleg oder Garantie-Karte → Finger weg.
  • Seriennummer nachfragen und beim Hersteller checken.
  • Zu guter Preis = fast immer Problem.
  • Schriftzüge, Logos, Lackierungen – oft leicht abweichend.
  • Bei Carbonrahmen: Gewicht prüfen – Fakes sind meist deutlich schwerer.

Tipp: Plattformen wie bike-checker.com oder FrameSerial.net ermöglichen inzwischen Seriennummer-Abfragen für viele Marken.


Was Hersteller tun müssen

Marken sind in der Pflicht, transparente Verifizierungs-Systeme zu schaffen:
digitale Echtheits-Zertifikate, QR-Codes im Rahmen, Online-Register.
Einige (z. B. Canyon & Specialized) testen bereits Blockchain-basierte Eigentumsnachweise.
Doch das Gros der Branche reagiert zu langsam.

Ohne digitale Rückverfolgbarkeit bleibt Vertrauen ein Zufall.


Der Gebrauchtmarkt ist das Spiegelbild der Branche: überhitzt, unkontrolliert, aber voller Leidenschaft.
Wer fair kauft, schützt die Szene.
Wer billig kauft, riskiert sie.
Am Ende entscheidet nicht der Preis, sondern das Gewissen.

Denn jedes Fake-Bike schadet nicht nur Marken – sondern auch dem Sport.


Bisher gibt es keine Kommentare!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert