Jeder kennt den „Dry January“ – einen Monat ohne Alkohol, um dem Körper nach den Feiertagen eine Pause zu gönnen. Ich mache es anders: Mein „Dry Month“ ist dieses Jahr im Februar. Warum? Weil ich für die kommende Saison mehr aus mir herausholen will und weil der Januar, mein Chill-Monat war! Aber bis zum Saisonstart will ich wieder richtig fit und leistungsfähig sein. Tja, aber ich bin eben auch Genussmensch! Ein gutes Bier nach einer harten Tour, oder ein gutes Essen: Das gehört für mich dazu! Verzicht auf ein Glas Wein oder einen dicken Handmade-Burger oder eine Pizza, fällt mir nicht leicht! – Und genau deshalb mache ich es.

Sport ist auch eine Droge – und das ist okay

Wir reden oft über Sucht in Verbindung mit Alkohol, Zigaretten oder Drogen. Doch Sport kann genauso süchtig machen. Mountainbiker wissen, wovon ich spreche: das Adrenalin bei der Abfahrt, die Euphorie nach einem perfekten Run, die Gier nach dem nächsten Trail. Das ist unser Rausch. Und genau wie bei jeder anderen Droge kann es Momente geben, in denen man sich fragt: Geht es mir wirklich noch um den Spaß oder nur um das nächste High?

Oft geht es nicht mehr nur um das Fahrerlebnis selbst, sondern darum, immer extremere Trails zu finden, die besten Fotos für Social Media zu posten und sich selbst ständig zu übertrumpfen. Höher, schneller, weiter – und dabei vergisst man, einfach das zu genießen, was man hat. Genau wie bei anderen Süchten kann es helfen, sich zu fragen: „Mache ich das für mich – oder bin ich der Droge verfallen?“

Verzicht ist schwer – aber er zeigt, wie tief Gewohnheiten sitzen

Die ersten Tage ohne Alkohol sind… anders. Kein Bier nach dem Ride, kein Glas Wein beim Essen. Am Anfang merkt man erst, wie sehr diese Dinge mit Gewohnheiten verknüpft sind. Der Körper fordert es ein, der Kopf ebenso. Aber nach einer Weile beginnt man, bewusster zu genießen. Man erkennt, dass viele Dinge reine Automatismen sind – und dass man sie ändern kann.

Ähnlich verhält es sich mit dem Sport. Wer immer das nächste große Abenteuer sucht, kann leicht in eine Spirale geraten. Es ist schwer, sich selbst einzugestehen, dass manchmal weniger mehr ist. Dass eine entspannte Tour auf bekannten Trails genauso wertvoll sein kann wie der epische Roadtrip in die Alpen.

Jede Sucht, ob positiv oder negativ, schreit nach Ersatz. Einfach nur verzichten das funktioniert in den wenigsten Fällen – Alternativen müssen her! Hier sind meine Strategien:

  • Anderer Fokus nach dem Ride: Statt das Belohnungsbier eine kalte Schorle oder ein alkoholfreies Craftbier. Geschmacklich nicht dasselbe, aber das Ritual bleibt erhalten.
  • Neue Routinen entwickeln: Statt den Abend mit einem Drink ausklingen zu lassen, eine kleine Mobility-Session einbauen oder bewusst abschalten mit Musik, einem Buch oder wie zur Zeit: Ich lerne Norwegisch mit einer Sprachlern-App. Die macht mich auch irgendwie „fit“ für die nächste Saison. Denn dieses Jahr geht es nach Norwegen in den Urlaub. Dann kann ich wenigstens mein „øl“ bestellen… Also meine Droge „Bier“ 😉
  • Mental umprogrammieren: Nicht denken „ich verzichte auf etwas“ sondern „ich investiere in meine Performance und meinen Spaß auf dem Bike“.

Mein Fazit nach einem Monat: Lohnt sich der Dry Month?

Nach vier Wochen merke ich deutliche Veränderungen. Mein Schlaf ist besser, meine Erholung spürbar effektiver. Ich fühle mich fitter, wacher und auch auf dem Bike leistungsfähiger. War es leicht? Nein. War es sinnvoll? Absolut. Werde ich es beibehalten? Vielleicht nicht komplett, aber bewusster genießen – definitiv.

Auch beim Biken habe ich festgestellt, dass es nicht immer um die extremste Route gehen muss. Manchmal bringt eine kleine Veränderung – eine andere Perspektive, ein bewussteres Fahren – mehr als der nächste große Trip. Es geht nicht darum, sich alles zu verbieten, sondern darum, bewusst zu wählen, was wirklich guttut.

Zu guter Letzt gehört bei mir auch ein anderer Umgang mit den sozialen Medien dazu. Ich nutze gerne Instagram, YouTube, aber auch TikTok. Informationen, Unterhaltung und einfach krasse Tipps – die nicht immer gut sind – All das hilft mir im Alltag oder auch zur einfachen Unterhaltung. Doch der Suchtfaktor ist sehr extrem. Schnell war man eine halbe Stunde online, ohne dass man merkt, wie die Zeit vergeht.

Ich teile meine Erfahrungen regelmäßig und ungeschönt – nicht nur das Positive, sondern auch die schwierigen Momente. Gute und schlechte Zeiten und mache kleine Updates, was sich verändert hat, was mir hilft und was mich überrascht hat. Die Community kann dabei hilfreich sein, aber der Teufel lauert auch dort und meldet sich gerne zu Wort. Das passiert eben, wenn Du etwas anders machst als die breite Masse. Dennoch nutze ich es gerne. Machst Du mit? Ich bin sicher, dass viele ähnliche Erfahrungen machen oder sich anschließen wollen. Das öffentliche „Outing“ nutze ich, um mir den Druck etwas zu erhöhen. Diesen Winter konnten alle mitverfolgen, wie die #FettabbauChallenge oder eben #DryFebruar läuft. Ob ich es schaffe oder ich scheitere. Bei mir steigert es jedenfalls die Motivation, mein Ziel auch zu erreichen.

Wichtig: Anstatt einen Rückfall zu bereuen, fokussiere ich mich auf den Fortschritt. Wenn ich es durchziehe und mein Ziel erreiche, gönne ich mir ein neues Bike-Upgrade oder eine epische MTB-Tour.

Mein Learning: Verzicht kann eine neue Art von Freiheit sein

Es geht nicht darum, sich zu bestrafen oder etwas zu verbieten. Es geht darum, bewusst zu entscheiden, was einem wirklich guttut. Und wenn ich eines gelernt habe, dann, dass das Gefühl, selbst über meine Gewohnheiten zu bestimmen, eines der besten Highs ist, das es gibt.

Also, wer zieht mit? 😉

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