Der Wald ist unser Spielplatz, unsere Ruheoase und manchmal auch unser Trainingslager. Doch ein geleakter Entwurf zur Reform des Bundeswaldgesetzes 2025 sorgt derzeit für Unruhe – besonders bei Mountainbikerinnen und Mountainbikern.
Ein Gesetz für den Klimawandel – und gegen Nutzer?
Seit rund 50 Jahren ist das Bundeswaldgesetz die Grundlage für den Umgang mit unseren Wäldern. Es soll nun modernisiert werden – verständlich, denn Klimawandel, Biodiversitätsverlust und intensive Nutzung setzen dem Ökosystem Wald enorm zu. Was aber ursprünglich als ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gedacht war, hat eine unerwartete Nebenwirkung: Die Nutzung durch Freizeitaktive, vor allem Mountainbiker, könnte massiv eingeschränkt werden.
Ein erster Entwurf, der im Frühjahr 2025 geleakt wurde, schlug hohe Wellen. Darin hieß es, das Radfahren solle künftig nur noch auf ausdrücklich ausgewiesenen Straßen und Wegen erlaubt sein. Rückegassen, Wildwechsel oder schmale Pfade – bisher oft geduldet oder im Graubereich genutzt – wären damit tabu. Auch digitale Routenplaner wie Komoot standen auf dem Prüfstand: Das Anlegen und Teilen von Touren sollte genehmigungspflichtig werden.
Wer steckt hinter dem Gesetzesentwurf?
Verantwortlich für den Entwurf ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), geführt von Bundesminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen). Die Grünen wollen mit der Novelle den Wald stärker schützen – aus ökologischer Sicht nachvollziehbar. Doch der Entwurf zeigt, wie schnell gut gemeinter Klimaschutz in restriktive Verbote umschlagen kann.
Auch SPD und FDP, die gemeinsam mit den Grünen die Ampelregierung bilden, tragen politische Mitverantwortung. Beide Parteien haben sich bisher eher zurückhaltend oder kritisch geäußert, aber sie sind es, die das Gesetz mittragen oder stoppen könnten. Die Opposition (CDU/CSU, AfD, BSW) kritisiert die Reform vor allem wegen der drohenden Einschränkungen für Freizeitnutzung – ohne allerdings selbst klare Alternativen vorzulegen.
Karlsruhe, Freiburg, Bayern – Widerstand formiert sich
Besonders in Mountainbike-Hochburgen wie Karlsruhe oder Freiburg schrillen die Alarmglocken. Die Szene fürchtet nicht nur einen Verlust legaler Strecken, sondern auch eine Vertreibung aus ihrem Erlebnisraum – dem Wald. Und die Sorge ist nicht unbegründet: Viele Trails verlaufen eben nicht auf klassifizierten Wegen, sondern auf sogenannten „sonstigen Wegen“, wie sie im Gesetz unterschieden werden.
Der MTB-Club Karlsruhe e.V. und andere lokale Vereine fordern eine differenzierte Sichtweise: Nicht jeder Biker zerstört den Wald, nicht jeder Pfad ist ein Risiko für Flora und Fauna. Im Gegenteil: Viele engagieren sich aktiv für Wegpflege und nachhaltige Nutzung. Auch große Organisationen wie die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) und der Deutsche Alpenverein (DAV) melden sich lautstark zu Wort und warnen vor einem Rückschritt für alle naturverträglichen Sportarten.
Rückzieher nach Kritik – aber keine Entwarnung
Die Bundesregierung hat inzwischen auf die Kritik reagiert: In einem überarbeiteten Entwurf wurden die umstrittenen Passagen entschärft. Das allgemeine Betretungsrecht für Radfahrende bleibt in der neuen Fassung grundsätzlich bestehen. Doch die Freude ist gedämpft – denn eine klare, bundesweite Regelung fehlt weiterhin. Länder und Kommunen könnten künftig eigene Regeln erlassen, was zu einem Flickenteppich führen würde: legal in Baden-Württemberg, verboten in Bayern?
Was bedeutet das für uns?
Die Reform des Bundeswaldgesetzes ist eine Gratwanderung: Einerseits braucht unser Wald besseren Schutz, andererseits darf er nicht zum exklusiven Rückzugsort werden, in dem Menschen nur noch als Belastung gesehen werden. Gerade Mountainbiker, die bewusst draußen unterwegs sind, leisten oft auch Aufklärungsarbeit und zeigen, dass Bewegung in der Natur und Umweltschutz sich nicht ausschließen müssen.
Unser Appell an die Politik:
- Keine pauschalen Verbote, sondern differenzierte Lösungen.
- Beteiligung der Nutzergruppen bei der Gesetzgebung.
- Bundesweite Klarheit statt föderaler Flickenteppiche.
- Und vor allem: Weniger ideologische Verbote – mehr Zusammenarbeit mit den Menschen, die den Wald lieben und schützen wollen.
Der Wald gehört uns allen – nicht nur den Förstern und Naturschützern.
Bleib radikal ehrlich – bleib draußen.
Deine
Radical Life Studios
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